LAUFENDE UND GEPLANTE PROJEKTE UND AKTIVITÄTEN

Vor Kurzem Präsentationen und Kurse

Präsentation mit Virginia Volterra an der Konferenz ‘Sign Language Acquisition and Assessment’ in Haifa, 19. Nov. 2018: “Reflections on ‘gesture’ and ‘language’. Looking at existing child and adult data with an eye on the future.”

Mitarbeit am Projekt “SMILE” für die Entwicklung von automatischer Zeichenerkennung und Gebärdensprachtechniken (Schweizerischer Nationalfonds ‘Sinergia’ Projekt, 2016-2019).

Präsentationen am Swarthmore College (Swarthmore, PA, 2017)
- Thuering Braem & Penny Boyes Braem: ‘Interpreting Orchestral Conductor’s Gestures’
- Katja Tissi & Penny Boyes Braem: ‘Coining new signs: Why? How? Who

 

Präsentationen an der 2016 LREC Konferenz (Portoroz, Slovenia):
- Penny Boyes Braem & Sarah Ebling: “Preventing Too Many Cooks from Spoiling the Broth: Some Questions and Suggestions for Collaboration between Projects in iLex”
- Sarah Ebling & Penny Boyes Braem: “Linking a Web Lexicon of DSGS Technical Signs to iLex”

Mitarbeit beim EU-Projekt ‘SignMET’ für die Entwicklung von gemeinsamen Methodologien und Bewertungsinstrumenten für Gebärdensprachen (2014-2015)

Vortag für Clastra (Communcation & Language Acquisition Studies in Typical & Atypical Populations) (Rome 2015)

Zwei Vorträge an der CNRS /Université Paris (Januar 2015)
- Comparing Products and Process of Creating Sign Language Poetry and Pantomimic
Improvisations (mit Rachel Sutton-Spence)
- Example of a Gesture System: Orchestral Conducting (mit Thüring Bräm)

Konferenz: "From Hand to Mouth: A dialogue between spoken and signed language research". Internationale Konferenz für junge akademische Forscher mit Vorträgen, Poster-Präsentationen und Diskussions-Sessionen. 5. – 7. September 2013. ZüKL, Universität Zürich. www.hand-to-mouth.uzh.ch

Kurs (Boyes Braem): "Overview of Research on Signed Languages of the Deaf", Englisches Seminar, Basel Universität, Herbstsemester 2012.

Online-Handbuch: Grammatik der Deutschschweizerischen Gebärdensprache (DSGS)

Ziel dieses zweijährigen Projekts (2019-2021) ist das Erstellen eines ersten Grammatik-Handbuchs für die Deutschschweizerische Gebärdensprache (DSGS), begleitet von einem Glossar mit der wichtigsten linguistischen Terminologie, die benötigt wird, um die linguistische Beschreibung der Sprache zu verstehen. Statt gedruckt wird das Handbuch mit deutschem Text und DSGS-Videos auf einer frei zugänglichen Webseite platziert. Es richtet sich an gehörlose und hörende Personen, die ein professionelles oder privates Interesse an dieser Sprache haben. Damit wird zum ersten Mal Information über die linguistische Struktur der DSGS für Personen, die persönlich oder beruflich mit dieser Sprache zu tun haben, leicht zugänglich sein. Darüber hinaus wird dieses Wissen aber auch für ein breiteres Publikum, das sich für eine Sprache interessiert, die visuell statt akustisch produziert und wahrgenommen wird, erschlossen werden. Die Bedürfnisse der DSGS-Lehrer und -Lernenden werden besonders berücksichtigt.  Dieses Handbuch wird auch als erster Schritt zu einer ‘Referenz Grammatik’ dieser Sprache dienen.

Die Projektleiterin ist Katja Tissi. Mitarbeiterinnen sind Penny Boyes Braem, Heidi Stocker, Sandra Sidler-Miserez und Sarah Ebling.
Das Projekt erhält finanzielle Unterstützung vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB), dem Schweizerischen Gehörlosenbund (SGB-FSS), der Max Bircher Stiftung, der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) sowie von privaten Sponsoren.

Ein Korpuslexikon der DSGS in ‚iLex'-Form

Ein korpus-verbundenes Lexikon aufzubauen, war ein langfristiges Ziel des FZG. 2015 wurde das schon existierende, umfassende DSGS-Lexikon, das auf dem FileMaker-System basierte, mit Hilfe von Sarah Ebling (Institut für computerbasierte Linguistik, Universität Zürich) und Thomas Hanke (Universität Hamburg) in iLex Software umgewandelt. Das Ziel dieses Korpuslexikons lag nicht nur darin, der Forschung einheitliche Glossen und detaillierte Informationen für jede lexikalische Einheit zur Verfügung zu stellen, sondern auch eine Dokumentation des Gebrauchs in einer grossen Auswahl von verlinkten annotierten Videos bereitzustellen. Das ausbaubare Korpus kann für viele unterschiedliche Arten von Forschungsfragen angezapft werden. Ausgewählte Teile des Lexikons können direkt für on-line Produkte aufgeladen werden. Das Korpus kann auch als Archiv für gefilmte Daten der DSGS benützt werden. Ilex-CH wird zur Zeit auf dem Server der Universität Zürich gehostet. Das ‘iLex-CH’-Korpus wird zur Zeit mit annotierten Videos aus alten und neuen Projekten erweitert. Es existiert ein Organisationsrahmen für den Gebrauch von iLex-CH durch verschiedene Anwender, die entweder in Forschungsprojekten oder Entwicklungsprojekten des FZG oder anderen Institutionen involviert sind.

Erweiterungen der On-Line Lexika für technische Begrifffe

Neue Domänen sind zur Zeit geplant für den Eintrag in die on-line Lexika, die direkt mit iLex verbunden sind: Sie enthalten Ortsnamen, Eigennamen von bekannten Persönlichkeiten, linguistische Ausdrücke sowie medizinische und juristische Fachbegriffe.

Vergleich von Sprachen

Lexikale Vergleiche mit Deutscher Gebärdensprache (DGS) und Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS) mit Sarah Ebling (Universität Zürich) und Reiner Konrad und Gabriela Langer (beide Universität Hamburg).

Semantische Relationen

Identifizierung von semantischen Beziehungen und deren Vergleich zwischen Gebärden und gesprochenen Sprachen.

Hamburg Notation Sydtem (HamNoSys)

Das FZG wird auch die weiterführende Arbeit an der HamNoSys-Notation aller Eintragungen in die DSGS-Datenbank unterstützen. Dafür wird Sandra Sidler, eine erfahrene HNS-Fachperson, eingesetzt. Auch wird eine besondere Gruppe von Gebärden, die für ein laufendes Projekt an der Universität Zürich benötigt werden, einbezogen. Dieses Projekt, ‚Trainslate', wird in die grössere DSGS-Forschungsdatenbank, die im Augenblick auf einem Server des Instituts für Computerlinguistik der Universität Zürich gehostet wird, aufgenommen.

Technologie für L2-Lernende der Gebärdensprache

SMILE (Scalable Multimodal sign language technology for sign language Learning and assessment) is a Swiss Science Foundation Synergia project beginning in 2016 for which the FZG is supplying some DSGS data as well as linguistic consulting.

Geplante Projekte mit der Verwendung des iLex –Korpuslexikons

Die iLexform des Lexikons wird als Grundlage dienen für Studien, die im Augenblick noch in der Planungsphase sind, auch in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen. Ein Projekt befasst sich mit der Konversationsanalyse von verlinkten Texten mit besonderem Augenmerk darauf, wie der ‚produktive Wortschatz' im Diskurs verwendet wird. Ein weiteres Projekt wird Sprachkontakt und Sprachwandel innerhalb von DSGS über die vergangenen 20 Jahre anhand des Vergleichs von annotierten Gebärdentexten untersuchen.

FRÜHERE PROJEKTE UND AKTIVITÄTEN

Gehörlose Dichter und hörende Mimen

In Zusammenarbeit mit Rachel Sutton-Spence der Universität Bristol (UK) und dem Swarthmore College (USA), wo sie 2012 einen Gehörlosen-Gebärdensprach-Dichter-Kongress organisierte, wurde eine Studie verfertigt, die begabte Gebärdensprachdichter und professionelle Mimenkünstler beim Erarbeiten und Darstellen ihrer Aufführungen verglich. Dabei ging es darum herauszufinden, wie aufgrund der Anthropomorphisierung einer gegebenen Anzahl von zehn unbelebten Gegenständen, zehn Tieren und zehn abstrakten Ideen oder Qualitäten ein poetisches Produkt hergestellt werden konnte. (Sutton-Spence & Boyes Braem 2013).

Erwerbsalter

Das erste grosse Projekt des Forschungszentrums wurde durch den Schweizer Nationalfonds (SNF) ermöglicht (1990-1995). Es untersuchte den Einfluss des Erwerbsalters von Gebärdensprache durch den Vergleich der Art des Gebärdens bei frühen und bei späten Lernenden von DSGS. (Boyes Braem 1995)

Eine Multimedia DSGS-Deutsche lexikale Datenbank für Forschungszwecke

In den 1980er und den frühen 1990er Jahren gab es für DSGS, wie auch für viele andere Gebärdensprachen, keine Wörterbücher. Das war für die Forschung ein grosses Hindernis, da die Analysen von irgendeiner Form von geschriebener Sprachinformation abhängen. Das Fehlen von Wörterbüchern war aber auch insofern von Bedeutung, da Sprachen, die – ob gesprochen oder gebärdet – keine schriftliche Form, resp. keine Wörterbücher besitzen, allgemein als weniger wertvoll von der sie umgebenden Gesellschaft angesehen werden. Dies hat Konsequenzen für diejenigen, die nichtverschriftlichte Sprachen benützen. Ein Projekt des Schweizerischen Nationalfonds (1996-2001) erstellte erstmals ein DSGS-Lexikon in der Form einer multimedialen zweisprachigen (DSGS-geschriebenes Deutsch) Forschungsdatenbank. Die Datenbank dokumentiert sowohl die Form (mit fünf regionalen Dialekten und Generationsvarianten) als auch die Bedeutungen jeder einzelnen Gebärde. Wo es möglich war, wurden auch die semantischen oder grammatikalische Modifikationen von Gebärden angezeigt. Das anfängliche Projekt sammelte 3000 konventionalisierte Gebärden des Alltags (Boyes Braem 2001). Obwohl als Forschungsdatenbank konzipiert, diente das Projekt im folgenden Jahrzehnt auch zur Herstellung von Lernmaterialien (GS-Media CD-ROMS und Bücher). Die Produktion dieser Materialien beinhaltete auch das Sammeln eines neuen Vokabulars, auch Gebärden für technische Sachgebiete, die alle in der Datenbank aufbewahrt wurden. Die Variationen eingerechnet, beträgt der Umfang der Datenbank ca. 9000 Eintragungen. Die Daten sind in FileMaker aufbewahrt. Diese Form wird aber zur Zeit in die iLex-Korpuslexikonform umgewandelt. Beide Formen werden auf einem Server des Institutes für Computer-Linguistik der Universität Zürich aufbewahrt und sind für einerbeschränkte Gruppe von trainierten Forschungspersonen zugänglich.

Ein Weblexikon für technische Begriffe in DSGS

Als Ausweitung des Lexikons für Alltagsgebärden widmete sich dieses Projekt Fachgebärden in Wirtschaft und Ernährung. Die Form des Lexikons ist eine Website (www.fachgebaerden.org). Es handelte sich um ein Zweijahresprojekt des Schweizerischen Nationalfonds in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Heilpädagogik Zürich und dem Schweizerischen Gehörlosenbund (SGB-FFS). Die linguistischen Aspekte des Projektes werden in Boyes Braem, Groeber, Stocker und Tissi 2012 diskutiert. Die 'Fachgebaerden' Website wurde 2016 total revidiert, sodass die relevante Information direkt vom iLex-CH Korpus Lexikon zugeschaltet werden kann.

Notieren und Aufschreiben von Gebärdensprachen

Die verschriftlichten Formen dieser visuell/körperlichen Sprache ist ein stets aktueller Forschungsgegenstand des FZG wie für alle Gebärdensprachforschenden. (Boyes Braem 2012).

• HamNoSys (HNS)

Das FZG hilft schon seit mehreren Jahren mit der Organisation und der aktiven Teilnahme an Werkstattveranstaltungen, Mitarbeiterinnen in HamNoSys zu schulen. Es stellte eine ausgebildete Notationsperson in einem fortlaufenden Projekt an, um alle DSGS-Gebärden in der Datenbank mit der HNS-Notation zu versehen. Die Finanzierung dieser Tätigkeit wurde in Teilen vom Verein zur Unterstützung der Gebärdensprache gesichert (www.vugs.ch). In den letzten zwei Jahren wurde die DSGS-Notationsperson Sandra Sidler durch die Zusammenarbeit mit Dolly Blanck , einer erfahrenen Notationsperson aus Hamburg, unterstützt.

•SignWriting (GebärdenSchrift)

Zusätzlich zum Gebrauch von HNS für Suchmaschinen-kompatible Notationen von Gebärdenformen hielt das FZG es für notwendig, auch eine geschriebene Form für den ‚Alltagsgebrauch' zu suchen, die leichter zu erlernen und zu schreiben wäre. Ein weiteres Schweizer Nationalfonds-Projekt (DORE) befasste sich 2001-2002 zusammen mit der Hochschule für Heilpädagogik Zürich, GS-Media und dem FZG mit SignWriting. In zwei kombinierten Buch/Videosets (siehe Bibliografie/Produkte) wurden zwei gebärdete Geschichten sowohl in kompletter SignWriting-Form wie auch mit deutschen Glossen und einer deutschen Übersetzung publiziert.

SignWriting-Notationen wurden auch von den 3000 Vokabulareinträgen im Lexikon gemacht, die für die vier Lern-CDs verwendet wurden (produziert von GS-Media für die Gebärdensprachkurse Deutschschweiz des Gehörlosenbundes): Stufen 1-4, sowie ein ‚Vokabeltrainer' CD (siehe Bibliografie-Gebärdensprach-Produkte-CDs). Die Notation dieses Vokabularteiles ist auch auf der SignWriting-Website (www.signwriting.com) zu finden.

Zusammen mit Sarah Ebling vom Institut für Computerlinguistik der Universität Zürich erarbeitet das FZG zur Zeit ein Pilotprojekt, um die Möglichkeiten herauszufinden, SignWriting-Symbole in HamNoSys-Symbole zu konvertieren.

Bild unten: Illustration aus dem "Arche Noah"-Buch mit SignWriting-Schrift der originalen, in DSGS gebärdeten Geschichte.

"Mundbilder" in Gebärdensprachen

Eine Studie, welche die unterschiedlichen Formen und Funktionen von lautlosen "Mundbewegungen"/"Mundbilder" von der gesprochenen Sprache ähnlichen Wörtern in der Gebärdensprache von Früh- und Spätlernern von DSGS vergleicht. (Boyes Braem 2000a, Boyes Braem & Sutton-Spence 2000b, Boyes Braem 2006).

Prosodie: Rhythmische Körperbewegungen

Der Gebrauch von rhythmischen links-rechts-Bewegungen bei Frühlernern der DSGS, verglichen mit unrhythmischen Bewegungen von Spätlernern. (Boyes Braem 1999)

Die soziolinguistische/politische Situation der Schweizer Gebärdensprachen

Ein Vergleich der Situation von Gebärdensprachen und dem Rätoromanischen in der Schweiz (Boyes Braem, Caramore, Herman, Shores Hermann 2001)

Die Übertragung von Gebärdensprachen in der Schweiz (Boyes Braem 2009, Boyes Braem und Rathmann 2010)

Ein Rückblick auf 25 Jahre Gebärdensprachforschung in der Schweiz und Gebärdensprachprogramme in der Deutschschweiz (Boyes Braem, Haug, Shores 2012)

Gebärdensprachdialekte

Ein Vergleich dreier Deutschschweizer Gebärdensprachdialekte (DSGS) (Boyes Braem 1990a)

Gebärdensprachlinguistik für ein breiteres Publikum

When the FZG was founded in the early 1980's there was a general lack of information in German on sign language linguistics. For this reason, Boyes Braem wrote an introduction to sign linguistics which was first published in a information series put out by the Verein zur Unterstützung der Gebärdensprache (1984-1986), and was then revised and expanded and published in book form (Boyes Braem 1990a).

Gebärdensprach-Lern-Materialien (Produkte der GS-MEDIA)

Die DSGS Forschungsdatenbank wurde über die Jahre nicht nur für Forschung benützt, sondern auch als Werkzeug für die Herstellung einer Serie von öffentlich zugänglichen Gebärdensprachprodukten in Buch – und CD-ROM-Form. Diese Produkte wurden durch GS-Media hergestellt, einen von Boyes Braem 2002 gegründeten und geleiteten ‚non-profit' Verein. Die meisten der Produkte wurden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und Unterstützungsgruppen hergestellt, darunter auch dem FZG. 2007 GS-Media wurde aufgelöst und alle Produkte wurden dem Schweizerischen Gehörlosenbund (SGB-FSS) übergeben zur weiteren Verbreitung und Entwicklung.

Siehe Bibliografie: Gebärdensprachdokumentation und Lernmaterialien für Gebärdensprachprodukte zwischen 2002-2007.

Gesten/Gebärden

Die Methodologie und die Modelle, die über Jahre der Analyse von Gebärdensprachforschung entwickelt wurden, wurden auch auf andere Formen von visuell/körperlicher Kommunikation angewendet (und kombiniert mit Theorien aus der kognitiven Linguistik):

• Die Wahrnehmung und die Deutung von Gebärden durch Hörende und Gehörlose in 7 europäischen Ländern (Boyes Braem 1998, Boyes Braem, P., Pizzuto, E. & Volterra,V. 2002)
• Analyse der nicht-dominanten Handgebärden von Orchesterdirigenten (Boyes Braem und Bräm 2000).